Produktfotografie – Objekte gekonnt in Szene setzen
Die Form, die Besonderheiten der Oberfläche und die Farben realitätsgetreu abzubilden, stellt in der Produktfotografie eine große Herausforderung dar. Die passende Beleuchtung, der richtige Aufbau und der Blick fürs Detail sind wichtige Punkte, die mitunter Geduld und Erfahrung erfordern. Da es sich um ein lebloses Objekt handelt, muss viel Wert darauf gelegt werden, eine Atmosphäre zu erreichen, die den Betrachter ins Bild holt und Emotionen bei ihm auslöst. Wer Personen fotografiert, kann durch deren Mimik und Körpersprache, die Szene und ihre Kleidung eine bestimmte Stimmung auslösen. Bei Landschaften sorgen das Wetter und die Tageszeit für die besondere Wirkung des Bildes. Diese Möglichkeiten fehlen allerdings bei der Produktfotografie. Folgende Tipps sollen euch daher weiterhelfen.
Die passende Fotokamera
Entscheidend für gute Produktfotos ist nicht, ob mit einer Spiegelreflex- oder Systemkamera fotografiert wird. Wichtiger ist, dass sie über ein ordentliches Objektiv verfügt.
Weitere Ausstattungsmerkmale sind ebenfalls empfehlenswert:
- Manuell regulierbare Belichtung
- Stativgewinde
- Blitzkontakt
- Manueller Fokus
- Individuell einstellbarer Weißabgleich
Geht es um die Auflösung, reichen 8 MB beziehungsweise 1890 x 1260 Pixel aus. Dadurch sind Produktbilder in optimaler Qualität mit einer Größe von 10 x 15 Zentimetern möglich. Wer Fotos fürs Internet schießen möchte, kommt mit einer Auflösung von ungefähr 680 x 450 Pixeln aus. Um bestimmte Effekte zu erreichen, sollte die Kamera über einen 3- bis 5-fachen optischen Zoom verfügen.
Der richtige Aufbau
Grundvoraussetzung für ein gutes Produktfoto ist die Umgebung, in welcher das Objekt fotografiert wird. Diese sollte möglichst ruhig sein. Daher fotografieren Profis in der Regel mit Hilfe einer Hohlkehle oder einem Lichtzelt, das auf einem Tisch aufgebaut wird. Die Hohlkehle könnt ihr kaufen oder selbst basteln. Dazu benötigt ihr eine Rolle Papier mit mindestens DIN A3, die ihr auf den Tisch legt und anschließend nach oben aufrollt. An der dahinterliegenden Wand befestigt ihr das Papier mit Tesafilm. Achtet dabei darauf, dass eine perfekte Kurve ohne Knicke oder 90°-Winkel entsteht.
In diesen Aufbau wird das Objekt platziert oder so ausgerichtet, dass seine Form und Größe auf dem Foto möglichst gut zur Geltung kommen. Um die perfekte Position zu finden, muss normalerweise erst einmal etwas experimentiert werden. Wer mit Stativ fotografiert, hat den Vorteil, dass er die Kamera nicht jedes Mal aus der Hand legen muss. Warum wird der Standort des Objekts und nicht der der Kamera verändert? Dies liegt daran, dass das Foto wegen der Hohlkehle möglichst von vorne geschossen werden muss.
Die letzte Herausforderung: Die Beleuchtung
Metallische, glatte oder strukturierte Flächen reflektieren Licht auf jeweils unterschiedliche Art und Weise. Daher eignet sich der integrierte Kamerablitz in der Regel nicht für Produktabbildungen, weil dieser in den meisten Fällen zu extrem reflektiert wird. Besonders metallische oder glatte Materialien sorgen dafür, dass das Bild im Anschluss überbelichtet wirkt oder der fotografierte Gegenstand kaum zu erkennen ist. Weitere negative Folgen können Schlagschatten und fehlende Modulation sowie Tiefe sein. Ziel der Produktfotografie ist es allerdings, eine klare, gut ausgeleuchtete Dreiseitenansicht zu erreichen, bei der die Objektseiten deutlich zu erkennen und durch verschiedene Helligkeiten voneinander getrennt sind. Daher ist es besser, in Fensternähe zu fotografieren und Tageslicht zu nutzen. Eine Alternative sind sogenannte Tageslichtlampen. Einige Fotografen verwenden zudem gerne Taschenlampen und Baustrahler sowie Spiegel, um den Aufbau möglichst gleichmäßig ausleuchten zu können. Reflektierende Flächen sorgen darüber hinaus für interessante Effekte. Daher ist es ratsam, verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten auszuprobieren und sich für die zu entscheiden, die am besten funktioniert oder den Gegenstand am idealsten in Szene setzt.
Praxistipps vom Profi
In seinem eBook „Produktfotografie Produktbilder zu Hause fotografieren“, das hier als kostenloser Download erhältlich ist, zeigt der Profifotograf Eberhard Schuy Tipps aus der Praxis.
Beispiele
- Die Bildaufteilung leistet einen entscheidenden Beitrag zur Wirkung des Produktfotos. Daher gilt nicht immer: Weniger ist mehr. Denn mehrere gleiche Objekte können eine Abbildung spannender und faszinierender machen oder sie verspielt wirken lassen.
- Die übliche Blickrichtung von links nach rechts sollte auch bei der Anordnung von Objekten für Produktfotos berücksichtigt werden. Dadurch kann der Betrachter das Foto schneller, leichter und angenehmer erfassen.
- Beim Fotografieren darf im Raum nur eine Lichtart vorherrschen, um aufwendige Korrekturen bei der Bildbearbeitung zu vermeiden. Dies liegt daran, dass jede Lichtart ihre individuelle Farbe hat. Entsteht ein Bild in einer vom Tageslicht erhellten Umgebung und wird gleichzeitig mit einem Halogenstrahler beleuchtet, mischt sich das bläuliche, natürliche Licht mit dem gelblichen Kunstlicht.